Welche Erfahrungen machen FÖJlerInnen? Welche Anforderungen stellt ein FÖJ und was habe ich davon?
Einige Zitate aus Berichten von FÖJlerInnen geben dir ein paar Eindrücke:
"Der Sommer war grandios, es war so viel zu tun und es hat so viel Spaß gemacht, den Touristen den Lebensraum Wattenmeer zu zeigen. Es ist spannend, selbst einmal "Lehrer und Experte" zu sein. Die Arbeit ist nicht so, wie ich sie mir vorgestellt habe - meine Erwartungen wurden übertroffen!
Jetzt im Winter ist zwar nicht so viel los wie im Sommer, doch genieße ich es, richtig Zeit für mich zu haben oder mit meinen Kollegen etwas zu unternehmen. In dieser Zeit kann ich mir Gedanken über meine berufliche Zukunft machen, Bewerbungen schreiben."
"Kurz um: Mein FÖJ hat mir weitaus mehr gebracht, als ich es erwartet habe. Ich hatte den Eindruck, dass man kann gar nicht wissen kann, was es in der Gänze bedeutet, ein FÖJ zumachen. Erst wenn man da ist und immer mehr erlebt, dann wird es einem immer mehr bewusst, was das FÖJ bedeutet. Ich finde das kann man ganz gut mit einem Sonnenaufgang vergleichen: Am Anfang kann man noch gar nicht sehen, was einen erwartet. Aber wenn man sich dann auf den Weg macht und ein bisschen wartet, dann wird es immer heller, der Horizont weitet sich, die Sonne zeigt sich und geht immer weiter auf, bis sie wie ein goldener Ball prächtig am Himmel steht.."
"Für mich ist diese Zeit hier wie ein Rausch, ein Traum, aus dem man am besten nie aufwacht. Und ich fürchte mich jetzt schon vor dem Tag, an dem ich mich unter Tränen von meiner Nachfolgerin verabschieden muss.
Zum einen ist es die Arbeit, die einfach Spass macht, auch wenn man nass und dreckig und vielleicht auch schlecht gelaunt ist. Wer hätte gedacht, dass ich einmal beim Anblick einer Löffelente oder eines Seeadlers verzückt in mein Spektiv jauchzen würde? Oder grinsend durch den Schlick stapfen würde, um anderen Leuten die Essgewohnheiten kleiner Schnecken näher zu bringen? (...)
Auf der anderen Seite muss man gerade in meiner Einsatzstelle viel selbst organisieren und planen, das kann man auch nicht von heute auf morgen."
14-4-2018 Fiji
Bula Ralf, Ilka, Kirsten und alle die für das FÖJ an der Nordsee herumspringen ;-)
Viele Grüße vom anderen Ende der Welt sende ich euch. Bis vermutlich November verbringe ich ein Jahr Auslandsstudium (noch immer Geographie) an diesem einmaligen Fleckchen. Zwar hat Suva selbst keinen Strand, an den Wochenenden und auf Exkursionen mit der Uni bietet sich trotzdem die Gelegenheit für „Beachcombing“ Ü . Unter den anderen Austauschstudent*innen sind viele Meeresbiologen, die nicht selten vonmeinem FÖJ profitieren ;-@ mit Infos zu den Armen von Seesternen (die hier blau sind), den Häusern von Einsiedlerkrebsen (die hier lange nicht so wählerisch mit ihren Häusern sind wie in Deutschland)oder dem Fressverhalten von Fischen. Freunde der Vogelwelt habe ich leider keine gefunden, genau so wenig wie aktuelle Bestimmungsliteratur. Ein paar kann ich mir herleiten (Reiher, Goldregenpfeifer, ..) andere finden meine FÖJ-Kollegen raus oder ich kann (mit FÖJ-Wissen) zumindest die Familien erschließen. Der Wert eines solchen Jahres wird mir hier nochmal besonders klar. Viele Grüße
"Sehr viele Sachen waren für mich neu. Man zieht das erste Mal daheim aus, kommt in eine komplett neue und andere Umgebung, alle alten Freunde und Bekannten sind wo anders und man ist nicht mehr in der Schule. Im Prinzip ändert sich fast alles und man lernt viele neue Dinge. Am meisten war ich davon überrascht, wie schnell ein Tag vorbei gehen kann. Es ist einfach was ganz anderes acht Stunden arbeiten zu gehen, als wenn man vormittags in die Schule geht.
Durch die ganzen Führungen und Vorträge die ich halte, werde ich immer selbstbewusster im freien Sprechen vor Menschen. Zudem ist es richtig toll, dass ich an meiner Einsatzstelle was bewirken kann. Ich kann mich in dem Maße einbringen wie ich es möchte und dann auch Dinge selber anpacken oder Vorschläge unterbreiten."
"Das FÖJ bedeutet für mich Streben nach Freiheit. Ein Jahr lang dort verbringen, wo man sich in den Weiten des Wattenmeeres verlieren kann. Ein Jahr lang in, mit und für die Natur arbeiten. Ein Jahr lang die Flügel entfalten und die salzige Luft der unendlichen, blauen Tiefe schmecken. Ein Jahr lang fern von Familie und alten Zwängen sein - den ersten Schritt in sein eigenes Leben machen."
"Vielmehr sollte man nicht vergessen, dass das Leben manchmal wie eine Wattwanderung ist und wir die Schönheit, die uns umgibt, nicht in einem Zeitplan einfangen können. Wir können zwar die notwendigen Rahmenbedingungen nutzen und solche auch schaffen, aber einiges lässt sich eben nicht planen, sondern einfach nur erleben."
"Außerdem sind es die Seminare, die immer wieder ein echter Höhepunkt waren und, weit über die Tätigkeit beim FÖJ hinaus, mein Leben wohl sehr nachhaltig beeinflusst haben. Ich denke, es ist kaum möglich, die FÖJ-Seminare in ihrer Wichtigkeit für die persönliche Entwicklung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu überschätzen. Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie lehrreich die Seminare inhaltlich, sozial und gruppendynamisch waren.
Die Seminare schafften es immer wieder, mich aus dem Alltagsgeschäft herauszuziehen, mir neue Perspektiven zu ermöglichen, in den intensiven Austausch mit Gleich- oder Ähnlichgesinnten zu kommen und mich für das FÖJ zu motivieren. Vor allem auch für weiterreichendes Engagement für das FÖJ, um das FÖJ und darüber hinaus.
Die Möglichkeit der eigenen Einflussnahme auf die Seminarthemen und der Mitgestaltung haben mit Sicherheit auch einen großen Teil zu der sehr positiven Wahrnehmung der Seminare beigetragen. Ebenso die Anreize zur selbständigen Arbeit und Übernahme von Verantwortung. Die Inhalte waren dadurch stets für fast alle sehr interessant und die Diskussionen sehr weiterbringend. Auch ist man bei den Seminaren oft auf eine sehr prägende und intensive Art und Weise mit der Natur in Berührung gekommen, die mir die Augen geöffnet hat und mich jetzt mit viel wacheren Sinnen durch die Welt gehen lässt."
Das Ökiglück- was verbirgt sich hinter diesem etwas zu kitschig geratenen Namen? Das Ökiglück ist die beste Gelegenheit, seinen Horizont im FÖJ zu erweitern; und zwar ganz buchstäblich. Es ermöglicht jedem FÖJler, eine andere Einsatzstelle (und das deutschlandweit) zu besuchen, und dort eine Woche mitzuarbeiten, mitzuleben und mitzuERleben.
Mein Glück war es, dass ich einen Freund habe, der wohl auf einer der schönsten Einsatzstellen Schleswig-Holsteins tätig ist: er arbeitet dort, wo andere Urlaub machen, die Strände genießen, und Ihre reetgedeckten Zweit-/Dritt-/Vierthäuser nur einmal im Jahr im Sommer sehen.
Für die Freiwilligen sieht das zwar etwas anders aus- ihre Unterkunft direkt an der Arbeitsstelle heißt passend nur die Butze, ich wette aber, dafür um einiges gemütlicher und fröhlicher- langweilig wird es auf jeden Fall nicht.
Ich muss sagen, dass ich mit der Erwartung herkam, das im Winter auf dieser Einsatzstelle eher tote Hose ist; keine Führungen, weniger los auf der Insel generell, etc. Das war nicht der Fall.
Und man glaube mir eines: Meine armen Schreibtischsitzer-Beine sind nicht verschont geblieben. Allein die Tour nach Morsum braucht eine Stunde, dabei durch überspülte Wege, durch Matsch, den nur die Profis meistern konnten - ich bin abgestiegen- und bei gefühlter Windstärke 100. Und das ist dann ja nur der Weg DAHIN. Ich jedenfalls, bin nach dieser Woche fitter den je, und bin jeden Abend wie ein Stein ins Bett gefallen.
Neben dem Fakt, das die FÖJler hier nicht nur radeln können wie der Teufel, sondern auch essen können, als gäbe es kein Morgen (ist ja auch kein Wunder, wenn man 1. zu 99% aus puren Muskeln besteht, und 2. vom Biomarkt von nebenan durch Foodsharing versorgt wird), nehme ich viele gute Erfahrungen wieder mit nach Hamburg. Ob nun Wissen über Führungskonzepte, über die Heide und das Watt, über Kinderbetreuung oder nur die Unterschiede zwischen den Strukturen zwischen Hamburg und hier.
Mein persönliches Highlight war wahrscheinlich wenig überraschend die Vogelzählung auf Morsum.
Da ich aus dem Botanischen Garten kam, der an die Uni angegliedert ist, war es auch unglaublich interessant, mal zu sehen, wie eine kleine, selbstständige NGO arbeitet. Selbst kleine Dinge, wie die tägliche Dienstbesprechung, waren für mich ganz neu, weil ich ja als einzige FÖJlerin in meiner Einsatzstelle eine ganz andere Dynamik erlebe.
Auch in der Wohnsituation gibt es Unterschiede: In Hamburg nämlich gibt es viele, die auch aus Hamburg stammen und daher auch noch bei den Eltern wohnen, dafür gibt es mehr selbstorganisierte Treffen, da alles näher beieinander liegt. Das wird hier auf Sylt aber ganz gut durch das WG-Leben kompensiert- einsam wird es jedenfalls nicht.
Was aber alle gemeinsam haben, ist, dass alle ihr FÖJ in vollen Zügen genießen, egal, ob in der großen Stadt oder auf der Insel.
Ein Highlight meines FÖJs war auch mein „Ökiglück“, welches ich mit einem FÖJler von der Vogelschutzwarte in Garmisch-Partenkirchen machte. Es war eine unglaublich spannende und lehrreiche Woche, in der ich wirklich viel gesehen und gelernt habe. Allein die Umgebung wäre für mich schon Grund genug gewesen dort hinzufahren (alleine schon des Nostalgiefaktors wegen, in meiner Kindheit war ich mit meiner Familie jedes Jahr in den Bergen), aber auch die Arbeit war sehr spannend und anders als bei der Schutzstation. So haben vor allem die hausmeisterlichen Arbeiten wie die Gartenpflege oder Holz hacken wirklich Spaß gemacht und die spannendste Erfahrung war wohl die Birkhuhnzählung mitten in der Nacht auf einem Berg.
Auch die Wasseramselzählung war sehr interessant, da die Art der Erfassung ganz anders ablief als die Springtidenzählung bei uns im Wattenmeer. Anstatt wie bei uns große Schwärme relativ zügig durchzuzählen, beobachteten wir einzelne Paare bis zu 1 Stunde lang, um Brutstatus und Neststandort herauszufinden.
Alles in allem war es eine sehr abwechslungsreiche Woche, in der ich einen ganz anderen Lebensraum als das Wattenmeer ein wenig näher kennenlernen durfte.